Test: AER Compact 60 III, Fishman Loudbox Mini, Roland AC 60

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David gegen Goliath

Als Akustikgitarrenspieler hat man es einfach: nur Gitarre mitbringen und spielen. Was aber, wenn echtes Unplugged zu leise ist? Wenn keine PA steht, in die man einstöpseln könnte? Hier kommen die Akustik-Combos ins Spiel. Sie verstärken die Akustikgitarre für Proben und kleine bis mittlere Gigs, sind leicht zu transportieren und meist auch für Gesang oder ein weiteres Instrument geeignet. In den letzten Jahren hat sich das Angebot an Akustik-Combos vervielfacht. Zeit für einen Vergleichstest!

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Ich habe drei handliche, zweikanalige Amps ausgewählt, die unter 10 kg wiegen und mit 60 Watt RMS laut genug für viele Einsatzzwecke sind. Allerdings ist es ein Vergleich David gegen Goliat, wenn man den Preis betrachtet. Am oberen Ende der Skala steht der AER Compact 60 III* für knapp 900 € (Preis im Jahr 2013, 1049 € in 2016). Dafür bekommt man zweieinhalb Fishman Loudbox Mini* zu etwa 360 € (399 € in 2016). Und dazwischen postiert sich der Roland AC-60* für etwa 500 € (519 € in 2016). Doch die Praxis siegt über den Anschein – wie in der biblischen Geschichte.

Fazit

1. Platz: Fishman Loudbox Mini

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Das wichtigste Kriterium bei der Verstärkung von Akustikgitarre oder Stimme ist der Klang. Verstärkt soll es natürlich, unverfälscht und dynamisch klingen, eben möglichst so wie unverstärkt, nur lauter. In diesem Kernbereich hängt der Fishman die beiden anderen Kanditaten deutlich ab. Der Loudbox Mini überzeugt durch einen transparenten und druckvollen Sound, der inspiriert. Er hat zwar nicht so viele Features vorweisen wie die anderen. Aber was braucht ein so kleiner Combo mehr, als er hat: Direct-Out, Aux-In, Chorus. Sehr praktisch sind die schräggestellte Front und der Zugang aller(!) Anschlüsse und Regler von oben.

Platz eins geht ganz klar an den Fishman Loudbox Mini. Der Fishman klingt hervorragend, ist ordentlich ausgestattet und ist im Vergleich ein Schnäppchen.

2. Platz: AER Compact 60 III

p1050210Der AER Compact 60 III ist ein Leichtgewicht mit durchdachten Anschlüssen. Besonders die Möglichkeit, die Eingangspegel optimal anzupassen, empfiehlt den Combo auch für andere Instrumente. Klanglich kann der Compact 60 III mit dem Loudbox Mini weder bei Akustikgitarre noch bei Stimme mithalten. Insgesamt bildet der AER den Ton zwar sauber ab, klingt aber immer etwas wattig. Ihm fehlt im Bassbereich Transparenz und Dynamik. Auch schimmernde Höhen hat er nicht zu bieten. Die Effektsektion enttäuscht durch die Auswahl und vor allem die Beinflussbarkeit der Programme. In dieser Hochpreisliga ist das völlig unverständlich und ein No-Go.

Der AER Compact 60 III macht seine Sache gut, ist allerdings eine teure Anschaffung. Für den aufgerufenen Preis und im Vergleich ist es nicht genug.

3. Platz: Roland AC-60*

p1050213Anschluss- und Routingprobleme wird es mit dem Roland AC-60 nicht geben. Er hat eine äußerst üppige Ausstattung und einen soliden Aufbau. Der Klang ist meilenweit entfernt von einer natürlichen Verstärkung einer Akustikgitarre oder Stimme. Der AC-60 färbt das Signal von Gitarre und Gesang elektrisch ein, klingt bedeckt und beschränkt die Dynamik. Er brilliert allerdings durch seinen Chorus in verblüffendem Stereo. Das haben die anderen beiden nicht zu bieten.

Der Roland AC-60* punktet mit Ausstattung und Robustheit. Doch sein spezieller Sound bringt ihn nur auf Platz drei.


Der ausführliche Test ist nachzulesen in Musik & Message Ausgabe 2 / 2013

Hörbeispiele

Gitarren
Fingerstyle: Larrivée OM-60 mit B-Band A6.2
Strumming: Taylor C314 mit Fishman Prefix
Konzertgitarre (Nylonstring): Yamaha NCX-900R

Mikrofon
AKG C414 B-XLS

Wie aufgenommen, ohne Nachbearbeitung!

Fingerstyle

AER Compact 60 III

Fishman Loudbox Mini

Roland AC-60

Strumming

AER Compact 60 III

Fishman Loudbox Mini

Roland AC-60

Muted Strumming

AER Compact 60 III

Fishman Loudbox Mini

Roland AC-60

Zupfen Konzertgitarre

AER Compact 60 III

Fishman Loudbox Mini

Roland AC-60

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4 Antworten

  1. Steffen

    Oh mein Gott wirklich?
    Ich habe lange nach einem Amp gesucht der gerade in punkto Dynamik und Transparenz etwas bietet. Meine Wahl fiel extrem deutlich auf den AER. Der Fishman ist zwar der klare Preis-Leistungs-Sieger, aber vor allem bei etwas höheren Lautstärken fällt die Klangqualität von Roland und Fishman in sich zusammen wobei der AER unglaublich Transparent bleibt.
    Ich weiß nicht mit welchen Maßstäben getestet wurde, aber ich kann dieses Ergebnis nicht nachvollziehen. Für mich ist der AER klanglich die klare Nummer 1…naja für mich war das der wichtigste Faktor.
    Dennoch Danke für diesen Vergleich…gut dass sich Leute die Mühe noch machen!

    • Bernd

      Hallo Steffen,
      die Sache mit der Lautstärke ist die: Wenn du die Amps sehr weit bis voll aufdrehst, kommen sie natürlicherweise an ihre physikalischen Grenzen. Der AER löst das Problem, indem er das Signal komprimiert an den Hauptverstärker weitergibt. Das führt zum Eindruck einer klareren Wiedergabe bei hoher Lautstärke, was aber mit dem „wattigen“ Spielgefühl bezahlt wird, von dem ich geschrieben habe. Ich empfand dieses Verhalten als weniger natürlich und dynamisch. Der Fishman klingt voll aufgedreht nicht mehr sauber, da stimme ich dir zu. Aber seien wir pragmatisch, wenn man diese hohen Lautstärken benötigen sollte, wäre ein solch kleiner und handlicher Akustikamp sowieso das falsche Konzept, auch was die Schallverteilung im Raum betrifft. Um es nochmals deutlich zu machen, ich halte den AER für keinen schlechten Amp. Es mag Einsatzzwecke geben, wo genau dieser Sound passt. Doch der extrem hohe Preisunterschied kann das meines Erachtens nicht rechtfertigen.
      Beste Grüße
      Bernd

  2. Tobias Grimm

    Danke für deinen Text! Ich hatte den Fishman eh favorisiert. Was du schreibst, hört sich prima an.
    Anmerkung: Schön wäre es gerade im Akustikbereich noch, die Brummfreudigkeit der Geräte zu beschreiben.

    • Bernd

      Hinsichtlich „Brummfreudigkeit“ und ist mir nichts negativ aufgefallen, sonst hätte ich es angefügt.

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